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Loke

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25.10.2016 - 06.09.2022

Loke kam zusammen mit seinem Bruder Thor aus dem fernen Dänemark zu uns. Während Thor, ganz Donnergott, sofort mutig und gutmütig gleich das Zimmer und seine neuen Dosenöffner erkundete, zeigte Loke (in Dänemark schreibt man Loke und nicht Loki) sich, wie es sich für den Gott des Feuers, des Schabernacks und der List gehört, zunächst fauchend, auf dem höchsten Liegeplatz, erhaben, über sein Reich blickend. Sofort fiel uns auf, das Odin tatsächlich ihr Vater gewesen sein muss, denn beide hatten ein trübes, linkes Auge!

Während seiner Residenz bei uns, behielt Loke sein Feuer und eine gewisse Zwiespältigkeit bei. Einerseits der Schmusekater, der am liebsten 24h bei seinem Pflegepapa liegen will, andererseits eine männliche Diva mit einer geringen Frustrationstoleranz. Nachdem er sich mit allen Fellnasen angelegt hatte und auch sein Bruder die ein oder andere Tracht Prügel kassierte, stellte er fest, dass unsere kleine Creamy wohl das schwächste Lamm der Herde ist. Dementsprechend gab es mindestens 1x täglich Streit im Rudel, weil Loke mal wieder Creamy aufgelauert hatte um ihr eine mitzugeben, woraufhin sie reisaus nahm, was wiederum Thor dazu aufforderte ihr hinterher zu rennen, weshalb sich dann meistens Queen Candy einmischen musste um alles zu beenden, flankiert von ihren Jungs Baileys und Bacardi.

Loki machte also seinem Ruf als Chaosstifter alle Ehre und wir dachten, nachdem wir den Herpes am Auge ordentlich behandelt haben, dass wir die beiden, auch wenn sie uns sehr ans Herz gewachsen waren, schnell vermitteln sollten, damit wieder Ruhe einkehrt.

Tja, dann macht uns Loki einen Strich durch die Rechnung, denn aus heiterem Himmel fiel er eines Mittags plötzlich einfach um! Er war dabei zwar wach, aber nicht wirklich anwesend und nach ein paar Minuten tat er so, als wäre nichts gewesen. Aber wir Dosenöffner liesen uns nicht von ihm täuschen und galoppierten mit ihm zum Tierarzt. Dort traf es dann uns wie ein Schlag: Loke hat schwere HCM eine Herzerkrankung die Coonies oft betrifft, aber meistens trotzdem, mit Medikamenten eingestellt, ein gediegenes, glückliches, etwas kürzeres Leben ermöglicht. Aber Loke wäre ja nicht Loke, wenn es bei ihm auch so wäre! Nein, der Herr hat die Erkrankung so lange und erfolgreich vor jedem Verborgen (der Listige) dass sein Herz jetzt schon schweren Schaden genommen hatte. Die Muskulatur der linken Herzkammer, sowie der Klappe war schon massiv verdickt. Als Folge dessen war der linke Vorhof ca 4x so groß wie normal, er hatte Wassereinlagerungen im Herzbeutel und der Lunge. Wir fielen aus allen Wolken und holten natürlich auch sofort Thor, denn die Krankheit ist erblich. Wenigstens ein kleiner Lichtblick: er hat auch HCM, aber bei weitem nicht so schlimm.

Der Kardiologe gab die Prognose für Loke ab: „Mit viel Glück noch ein Jahr! Es kommt darauf an wie er auf die Medikamente reagiert und wie lange sie wirken und bevor er sozusagen resistent wird, oder die Dosis so hoch gewählt werden muss, dass sie ihn vergiften.“

Natürlich, wir Dosenöffner sind medizinisch gebildet, wir arbeiten im Rettungsdienst und wissen was eine dekompensierte Herzinsuffizienz mit geringer Herzleistung bedeutet, schließlich ist das unser täglich Brot, wenn nicht als Alamierungsgrund, dann als Nebendiagnose. Lokes neuer Medikamentplan kam uns, von unseren Patienten, leider nur zu bekannt vor. Blutdrucksenker, Blutverdünner, Entwässerung…

Tja, Loki fand es zwar gar nicht lustig, dass er jetzt morgens und abends zwei mit Medikamenten gefüllte Kapseln schlucken musste, aber sonst merkte man ihm nichts an. Nur die schnelle Atemfrequenz konnte man sehen, beim Abhören dachte man eher an einen Kolibri, als an einen stattlichen Kater. Nach 2 Wochen erhöhte der Kardiologe deswegen noch einmal die Wassertabletten. Wenn Thor und Loki abends nach oben in ihr Zimmer mussten, damit es beim abendlichen Fleischfressen kein gekloppe gab, war Loke schon immer stinkig. Während Thor, vor Freude aufs Futter die Treppe hochrannte, musste man Loki mehrmals bitten und meistens auch motzend und murrend hochtragen. Deswegen fiel es uns auch nicht gleich auf, dass er die Treppe immer langsamer hochging.

Letzten Sonntag wunderten wir uns, dass er morgens nicht nach unten kam, dachten uns aber zunächst nichts, da seine Werte unverändert waren. Im Laufe des Tages zog er sich ins Schlafzimmer zurück und hob nur noch den Kopf wenn wir nach ihm sahen. Nach telefon. Rücksprache mit unserem Tierarzt beschlossen wir ihn zunächst selbst zu Hause zu behandeln (schliesslich sind wir mittlerweile dank der vielen kranken Katzen fast TFAs) um ihm den Stress des Transportes und Tierarztbesuches zu ersparen. Vielleicht war es ja nur eine Austrocknung und Elektrolytverschiebung, oder es entwickelte sich wieder ein Lungenödem. Alles doof, aber in den Griff zu bekommen. Leider war dem nicht so. Sonntag auf Montagnacht durfte er neben der Dosine im Bett schlafen, damit sie ihn atmen hörte usw. Geweckt wurde sie, weil er aufstand, 3 Schritte ging und ihr dann gepflegt auf die Beine pinkelte. Es war aber sofort klar, dass er das nicht aus Boshaftigkeit tat, sondern, weil er es nicht mehr weiter gepackt hatte. Nachdem das Bett dann abgezogen und in der Waschmaschine war, gab es noch 2Stunden Schlaf. Als der Chef vom Nachtdienst nach Hause kam und wir ins Schlafzimmer gingen, hatte sich sein Zustand weiter verschlechtert. Er zog nach Luft und konnte kaum selbst den Kopf halten um zu trinken. Also so schnell wie möglich zum Tierarzt mit ihm. Dort kam er in die Sauerstoffbox und wurde sozusagen Intensivmedizinisch versorgt. Unser Tierarzt gab uns noch einen letzten Hoffnungsschimmer: Herzkraftsteigernde Medikamente! Eigentlich kontraindiziert bei HCM, weil der Herzmuskel damit noch schneller wächst, aber es könnte ihm zumindest noch etwas mehr Zeit verschaffen. Wir stimmten zu und Loke blieb über Nacht dort in der Sauerstoffbox. Am nächsten morgen riefen wir gleich an, aber leider konnten sie uns keine guten Nachrichten überbringen: Loke war gestorben…

Als wir ihn abholten, um ihm ein letzten Platz zu geben, erklärte uns unser Tierarzt, dass seine Herzkammer nur noch ca 1,5cm hatte und sein Vorhof noch größer geworden war. Damit konnte er einfach nicht länger durchhalten, allein schon deswegen, weil das Herz permanent um die 200Schläge machen musste, damit überhaupt Blut im Kreislauf ankam und es dabei ja selbst viel zu wenig Blut und Sauerstoff zur Selbstversorgung hatte. Irgendwann hat es aufgegeben zu Schlagen und Loke ist im Schlaf gestorben.

Zu Hause durften alle nochmal an ihm Schnuppern und er blieb bei Thor im Zimmer, bis die Dosenöffner fertig waren mit dem Kampf gegen die Elemente, denn tatsächlich begann es zu donnern und blitzen, während sie gegen die Erdgeister kämpften, die sich seit Wochen nach Wasser sehnten.

Er hat jetzt einen schönen Platz und wer weiß, vielleicht wird uns der Gestaltwandler ja doch das ein oder andere Mal begegnen, denn schließlich wissen wir alle, das Loke ein Trickser ist, der sich nicht mal vom Tod aufhalten lässt. Außerdem haben wir Heimdall hier nirgends gesehen, weshalb wir glauben, das Loke jetzt nur einen anderen Weg, ohne uns und seinen Bruder bestreitet…

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